Regeln, die ich beachte wenn ich Zeitraffer fotografiere.
Im folgenden Artikel habe ich die wichtigsten Regeln zusammen geschrieben, die ich beim Erstellen von Zeitrafferaufnahmen beachte. Denn nichts ist ärgerlicher als 2 Stunden in der Nacht zu frieren und zu fotografieren, um nachträglich feststellen zu müssen, dass man die Aufnahmen vermasselt hat. Um das zu vermeiden, checke ich vor jeder Aufnahme diese Punkte. Hier kurz und knackig zusammenfasst meine Checkliste:
- Das richtige Stativ: Verwende immer ein Stativ und beschwere dieses ggf. mit einem darunter hängenden Gewicht (z.B. Rucksack). Beachte dabei, dass das Gewicht nicht schaukelt, da sonst unerwünschte Wackler entstehen. Habt ihr die Auswahl zwischen einem Reisestativ und einem schweren stabilen Stativ, dann würde ich ausnahmsweise das Reisestativ zu Hause lassen. Es kommt natürlich auch immer darauf an wo man gearde unterwegs ist.
- Langzeitbelichtung: Verwende bei Tagesaufnahmen einen ND-Filter (Graufilter). Durch die Langzeitbelichtung werden Insekten und Vögel unsichtbar und außerdem unnötiges Flimmern verhindert. (ND-Filter gibt es auch für die GoPro Kameras). Die ND-Filter, die ich im Einsatz habe, findest du hier.
- 180 Grad Shutter Regel: Verwende für Intervall und Belichtungszeit, z.B. die 180 Grad Shutter Regel, damit deine Videos flüssig und natürlich wirken.
- Manuelle Einstellungen: Schalte alle Automatismen der Kamera aus. Das bedeutet:
- Fotografiere im M-Modus
- Manueller Weißabgleich
- Manuelle Belichtung (das geht bei der GoPro leider nicht)
- Manuelle ISO Empfindlichkeit (möglichst gering um Bildrauschen zu vermeiden). Bei GoPro Kameras kann dieser auf einen maximalen Wert begrenzt werden.
- Manueller Fokus
- RAW-Format: Fotografiere mit dem RAW-Format. Bei GoPro Kameras im Protune Mode oder bei den neueren Modellen, wie der GoPro 6, auch im RAW-Format. Das Bild wirkt zwar zunächst flach, lässt sich aber umso besser nachbearbeiten. Natürlich kann man Zeitraffer auch mit Bildern im JPEG Format erstellen. RAW bietet aber einfach mehr Möglichkeiten bei der Bearbeitung.
- Bildstabilisator: Schalte den Bildstabilisator aus um Pumpen im Video zu vermeiden.
- Offene Blende: Fotografiere mit möglichst offener Blende um Flickern zu vermeiden. Eine offene Blende verringert u.a. auch das Risiko, dass Schmutz von der Linse oder vom Filter mit aufgezeichnet wird.
- Timer: Verwende einen programmierbaren Timer, falls die Kamera keinen beinhaltet. Bei manchen Canon Kameras kann man auch Magic Lantern installieren und den darin enthaltenen Intervallometer verwenden. Welchen Timer ich verwende findest du hier.
- Bildrückschau: Schalte die automatische Bildrückschau aus um Akku zu sparen.
- W-Lan und GPS: Schalte W-Lan und GPS aus. Auch hier geht es darum Akku zu sparen.
- Akku: Überprüfe Deinen Akku Status und lade diesen ggf. auf. Bei langen Aufnahmen von z.B. mehreren Tagen ist eine Stromversorgung per Kabel notwendig
- Aufnahmeintervall: Entscheide dich für ein Aufnahmeintervall. Je größer der Abstand zwischen den einzelnen Aufnahmen ist, desto schneller werden sich die Elemente in deinem Video bewegen. Oder anders herum, je schneller sich Dinge bewegen die du aufnehmen möchtest, desto geringer sollte das Intervall sein, wenn du sie verlangsamen möchtest.
- Framerate: Überlege vor der Aufnahme, welche Framerate du im Video verwenden möchtest (z.B. 24 oder 25 Bilder pro Sekunde)
- Videolänge: Überlege wie lange das Video werden soll, damit du die Dauer der Aufnahmezeit berechnen kannst.
- Sequenzlänge: Wähle eine ausreichende Länge der Sequenz, um anschließend im Videoschnitt ein wenig Puffer zu haben.
- Mindestdauer: Ich nehme Zeitrafferaufnahmen immer mit einer Länge von mindestens 8 Sekunden auf.
- Speicherkarte: Überprüfe deine Speicherkarte und schaue ob du noch genügend Speicher zur Verfügung hast. 250 Bilder müssen ja auch gespeichert werden.
- Testaufnahme: Mache immer eine Testaufnahme, bevor du mit der Aufnahme des Intervall beginnst.
Hier ein kleines Beispiel zur Berechnung der Videolänge:
Bei einer gewünschten Framerate von 25 Bilder pro Sekunde und einer Videolänge von 10 Sekunden benötigt man 10 x 25 Bilder. Das bedeutet es müssen 250 Bilder geschossen werden. Bei einem Intervall von 2 Sekunden dauert die Aufnahme 500 Sekunden, also 8,33 Minuten. Jetzt nochmal zusammengefasst als Formel:
Framerate x Videolänge in Sekunden x Intervall / 60 = Videolänge in Minuten
PS: Auf dem Foto sieht man wie man es nicht machen sollte. Der Kameragurt kann sich im Slider oder dem Stativ verfangen und die Aufnahme unbrauchbar machen. Nachdem mir das einmal passiert ist, habe ich diesen Kameragurt nicht mehr ;-).
Und jetzt nur noch zehn Schritte bis zur aufgenommenen Sequenz:
- Stativ stabil aufstellen
- Kamera auf dem Stativ befestigen und auf Stabilität prüfen. Wenn nötig mit Gewicht beschweren.
- Bildausschnitt bzw. Bildkomposition wählen
- Kamera Einstellungen vornehmen (siehe oben)
- Kamera fokussieren und anschließend den Autofokus deaktivieren
- ND-Filter aufschrauben/stecken
- Testbild schießen, kontrollieren und eventuell Einstellungen der Kamera anpassen
- Wenn nicht in der Kamera vorhanden, programmierbaren Fernauslöser anschließen
- Intervall am Fernauslöser einstellen
- Aufnahme starten, zurücklehnen und die Landschaft genießen
Die aufgenommenen Bilder können jetzt in einem Bildbearbeitungsprogramm (z.B. Adobe Lightroom) oder einem Videoschnitt Programm (z.B. Adobe Premiere, Apple Final Cut Pro X, Apple iMovie) bearbeitet und zu einem Film gerendert werden.
Und hier ein Film, den ich mit Hilfe dieser Regeln erstellt habe. Viel Spaß beim Anschauen :-)!
Hast Du auch Tipps, oder Fragen zur Zeitrafferfotografie? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar. 🙂
Vielen Dank an Tobias von www.tobiaskramer.com für das zur Verfügung stellen der Bilder.
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