Auf dem Rückweg von unserem Rügen-Ostseetrip haben wir nochmal einen kurzen Abstecher in den Harz gemacht. Nach viel Sonne an der Küste tut uns etwas Schatten und Abkühlung im Wald ganz gut. Hatten wir zumindest gedacht. Bereits bei der Anreise mussten wir voller Erstaunen feststellen, dass von dem Harzer Wald nicht mehr viel übrig ist. Der Borkenkäfer hatte hier sein Meisterwerk in Perfektion vollendet. Eigentlich ist das Befallen der Fichtenwälder durch den Borkenkäfer nicht weiter dramatisch. Immerhin ist er der natürliche Feind dieser Baumsorte. Problematisch wird das Ganze nur, wenn sich der Käfer auf großen Flächen sehr schnell ausbreitet. Dann befällt er nämlich nicht nur alte und schwache Fichten, sondern auch junge und gesunde. Und genau hier fängt dann das eigentliche Problem an. Begünstigt durch die warmen und sehr trockenen klimatischen Verhältnisse und die durch Menschenhand angelegter Monokultur wird die Verbreitung des Borkenkäfers so stark beschleunigt, dass sich das Insekt in so gut wie jeder erreichbaren Fichte einnistet.
Ein einzelner Käfer ist für einen gesunden Baum eigentlich so gut wie keine Gefahr. Durch das Absondern von Harz verteidigt sich die Fichte gegen das Insekt und kommt meist unbeschadet davon. Wird der Baum jedoch bei anhaltender Trockenheit von einer großen Anzahl an Käfern befallen, dann haben selbst die beachtlichen und vor allem robusten Riesen keine Chance sich dem kleinen Tier zur Wehr zu setzen. Die Folge ist das Absterben ganzer Waldregionen, so wie es im Harz der Fall ist. Als Gegenmaßnahme und um die Verbreitung des Borkenkäfers entgegenzuwirken, werden befallene Bäume gefällt. Ganze Schneisen mit gefällten Bäumen ziehen sich durch den Wald des Nationalparks. Auf den ersten Blick ist es eine Katastrophe, auf den zweiten Blick ist es die Möglichkeit die letzten nicht befallenen Bäume vor ihrem sicheren Tod zu bewahren. Auf unseren Touren durch den Harz konnten wir das Ausmaß dieser Zerstörung live erleben.
Als Ort unserer Unterkunft wählten wir das zentral gelegene Braunlage. Von dort unternahmen wir mehrere Touren. Auch hier schauten wir ein wenig darauf nicht unbedingt in mitten von Touristenströmen zu landen. Also war Bahn und Gondel fahren für uns keine Option. Wir entschieden uns für die Wurmberg Gipfel Tour, der Luchswanderung aus Bad Harzburg und anschließend natürlich der Aufstieg auf den Brocken über den Eckerlochstieg.
Wurmberg Gifpel Tour
Direkt von der Talstation des Wurmbergs starteten wir unsere Tour. Links vorbei an der Bergbahn folgten wir eine ganze Weile dem Bach „Große Bode“ bis zur Bärenbrücke. Hier geht der offizielle Weg über die Brücke auf die asphaltierte Straße weiter entlang des Bachlaufs. Auf Grund der Hitze entschieden wir uns dazu den Bach nicht zu überqueren und gingen den ursprünglichen Waldweg weiter auf der linken Uferseite der großen Bode. Nach ungefähr 5 km überquerten wir den Bach über eine kleine Brücke und halten uns danach weiterhin links Richtung Ulmer Weg. Spätestens jetzt ist das Treiben des Borkenkäfers unübersehbar. Ein riesiger toter Waldabschnitt verschlägt uns die Sprache. Weit und breit ist hier kein einziger gesunder Baum zu sehen. Überall Sägespäne und Dürre, soweit das Auge reicht.
Der Anblick gleicht einer Wüste. Der Boden ist übersäht mit trockenen abgefallenen Nadeln gespickt mit einem Baumstumpf neben dem anderen. Was ein unglaublich trauriger Anblick. Geht man hier ein Stück weiter den Hang hinauf bis zur Steiglitzecke, hat man einen tollen Ausblick auf den Gipfel des Brocken.
Leider sieht man auch hier die Ausmaße dieser Naturkatastrophe. Ab jetzt sind es nur noch ein einziger Kilometer bis wir unser Ziel erreichen. Auf dem Gipfel des Wurmbergs steht der rote Wurmberg-Turm. Bei gutem Wetter bietet die Aussichtsplattform des Turms einen grandiosen Ausblick über den Nationalpark.
Vorbei am Turm gehen wir über den Grenzweg zurück hinab ins Tal. An der Mittelstation der Wurmbergseilbahn, an dem Rodelhaus, machten wir noch eine kurze Rast bevor wir über den Parkplatz der Talstation zurück zu unserem Startpunkt gelangten.
Die Tourdaten habe ich hier auf meinem Komoot Profil:
Bad Harzburg – Luchswanderung
An Tag zwei stand für uns die Luchswanderung auf dem Plan. Die Tour starteten wir vom Parkplatz direkt in Bad Harzburg. Entlang des Kaltentalsbach gehen wir bis zum Einstieg des Baumwipfelpfads und der Talstation der Baumschwebebahn. Direkt hinter der Baumschwebebahn geht es ein kurzes Stück mit einer Steigung von bis zu 25% den Berg hinauf. Das bedeutet aber nicht, dass hier dauerhaft 25% Steigung anliegen. Wer schon in den Alpen Bergwandern war, dem sollte dieser Weg keine Angst einflößen. Es hört sich wirklich schlimmer an als es ist. Wir folgen diesem Weg bis zum Einstieg zur Baumschwebebahn. Ab hier geht es für uns links auf den Kaiserweg. Entlang des Weges bekommt man öfter die Möglichkeit einen Blick auf das Wahrzeichen des Harzes zu erhaschen. Der Brocken steht dem Kaiserweg imposant gegenüber. Wir folgen dem Kaiserweg weiter Richtung Rabenklippe.
Das Luchsgehege befindet sich direkt neben der Rabenklippe und ist eigentlich so gut wie nicht zu verfehlen. Kommt man jedoch, wie wir, von der östlichen Seite zum Restaurant Rabenklippe, dann ist der eigentliche Weg gar nicht so leicht zu finden. Wir hatten nämlich nicht im Restaurant Rast zu machen, so dass wir den Weg außerhalb um das Restaurant herum suchten. Der eigentliche Weg führt mitten durch den Biergarten zur Rabenklippe und anschließend zum Luchsgehege. Muss man auch erstmal darauf kommen. Direkt hinter dem Biergarten gibt es eine kleine Aussichtsplattform von der Rabenklippe. Wenige Meter nördlich befindet sich schon der erste Zaunabschnitt vom Luchsgehege. Eigentlich dachte ich, wir sehen überhaupt keinen Luchs. Wildkatzen sind meistens nachtaktiv und liegen tagsüber irgendwo geschützt in einem Versteck. Die beste Zeit um solche Tiere zu fotografieren oder zu sehen ist dementsprechend die Dämmerung. Auch auf unseren Safari Touren in Südafrika konnten wir dieses Verhalten bestätigen. Wer Tiere sehen möchte muss sehr früh oder spät unterwegs sein. Mittags gibt es meist nichts zu sehen. Umso erstaunter waren wir als wir nur wenige Meter am Gehege vorbeiliefen. Eine der Wildkatzen lag direkt am Zaun und machte seelenruhig ein Mittagsschläfchen. Das Tier lies sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Die Tiere im Luchsgehege sind nicht für die Auswilderung vorgesehen und sind daher stark an den Menschen gewohnt. Nichts desto trotz sind dieses Tiere absolut faszinierend. Das liegt vor allem daran, dass wir hier mitten in Deutschland nicht mehr an solche großen wilden Raubkatzen gewohnt sind. Neben dem schlafenden Luchs konnten wir leider keinen weiteren mehr erblicken. Zurück in Tal folgten wir der Beschilderung bis zum Kaiserweg, der uns wieder auf unsere ursprüngliche Route brachte.
Die Route zur unserer Luchswanderung findet ihr hier:
Über den Eckerlochstieg auf den Brocken
Die letzte Tour im Harz führte uns auf den Gipfel des höchsten Berges in dieser Region, dem Brocken (1.142 m). Die Tour auf dem Brocken war wohl, wie nicht anders zu erwarten, die touristischste Tour während unseres Harz Trips. Um ein wenig den Touristenmassen zu entfliehen starteten wir die Tour bereits gegen 7 Uhr. In Schierke parkten wir unser Auto im Parkhaus am Winterbergtor. Von dort ist der Weg zum Eckerlochstieg sehr gut ausgeschildert. Zunächst gingen wir vorbei am alten Forsthaus. An der nächsten größeren Abzweigung halten wir uns rechts und gehen über eine kleine Brücke bis zur Brockenstraße. Entweder folgt man jetzt einfach der asphaltierten Straße oder biegt rechts auf den Eckerlochstieg ab. Auch hier würde ich sagen, mit etwas Bergerfahrung, ist dieser Weg nicht wirklich wild. Er ist zwar als schwer ausgezeichnet, jedoch ist er nicht mit einem schweren Weg in den Alpen zu vergleichen. Es sind einfach größere Stufen über Felsen, die eine Zeit lang den Weg bilden. Für geübte Wanderer stellt dieser Weg absolut kein Problem dar. Sobald man auf dem Eckerlochstieg ist, kann man sich kaum noch verlaufen. Betritt man im Harz die Waldregion, kommt man aktuell nicht drum herum das Ergebnis der Borkenkäferplage zu sehen. Es ist schier unmöglich das Treiben des Käfers nicht zu erkennen. Die Bäume entlang der Straßen werden bewusst gefällt, um den Menschen vor umstürzenden Bäumen zu schützen und den Verkehr auf Recht zu erhalten.
Nach ca. 4 km überqueren wir das erste mal die Brockenbahn, die besonders im Winter ein beliebtes Fotomotiv ist. Und wie es der Zufall will, hatten wir mit unserem Timing wirklich Glück. Wir mussten nicht lange warten, da zischte eine der Dampflokomotiven an uns vorbei. Nur einen Kilometer später erreichten wir erneut die Brockenstraße. Leider führt das letzte Stück bis zum Gipfel entlang der asphaltierten Straße und nicht wie erhofft auf einem Naturwanderweg. Angekommen auf dem Brocken stärkten wir uns mit einer kleinen Rast bevor wir über den Rundwanderweg den Rückweg ins Tal auf uns nahmen.
Als wir zurück ins Tal liefen strömten uns pilgerähnlich weitere Ausflügler entgegen. Gut, dass wir früh unterwegs waren und fast alleine den Aufstieg gehen konnten. Den Rückweg sind wir erneut über den Eckerlochstieg gegangen. Wir hatten einfach keine Lust auf einer asphaltierten Straße zurück ins Tal zu laufen.
Die GPS Daten unserer Tour auf den Brocken findet ihr hier:
Meine Fotoausrüstung auf unserer Tour im Nationalpark Harz:
Habt ihr den Harz in diesem Zustand auch schon gesehen? Für mich war unser Harz Trip wirklich ein prägendes Erlebnis. Hinterlasst Eure Erfahrung gerne in einem Kommentar!
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