Kurz vor unserer Sri Lanka Rundreise habe ich mich dazu entschieden das Canon EF 200mm f/2.8L II USM Objektiv in meine Fototasche aufzunehmen. Warum die Wahl auf dieses Objektiv gefallen ist, habe ich bereits in dem Bericht zur Sri Lanka Rundreise erwähnt. Jedoch möchte ich nochmal etwas näher auf das Objektiv eingehen und meine Erfahrungen damit schildern.

Das Canon EF 200 f2,8 L USM II Objektiv
Wieso genau dieses Objektiv?
Da wir unter anderem eine Safari Tour unternehmen wollten, habe ich mich dazu entschlossen mich nach einem Teleobjektiv umzuschauen. Jedoch wollte ich nicht umbedingt eine Linse der Premiumklasse mit einem Premiumpreis. Natürlich wollte ich aber eine sehr gute Abbildungsleistung und das am besten bei einer kleinen Bauform und dazu noch leicht und am liebsten unauffällig. Ein weiteres Kriterium war für mich eine Brennweite von mindestens 200 mm.
Wenn man diese Punkte alle zusammenzählt, kommt man als Canon User an den folgenden Objektiven nicht vorbei:
- Canon EF 70-200 mm 1:2,8 L USM (egal ob mit oder ohne IS),
- Canon EF 70-300 mm 1:4-5,6 L IS USM oder
- Canon EF 100-400 mm 1:4,5 – 5,6 L IS II USM
Diese Linsen haben eine super Qualität und eine sehr gute Abbildungsleistung. Dafür sind sie jedoch relativ groß, ziemlich schwer und jenseits der 1.500 € Marke. Und genau das sind die Punkte, die mich dazu bewegt haben nach einer Alternative zu suchen. Nach langem Hin und Her habe ich mich für den Kompromiss entschieden auf ein Zoomobjektiv zu verzichten und eine Festbrennweite zu wählen. Daher habe ich mich für das Canon EF 200mm f/2.8L II USM Objektiv entschieden, denn hier bekomme ich eigentlich fast genau das wonach ich gesucht habe.
Das Canon EF 200mm f/2.8L II USM Objektiv.

Canon EF 200mm f/2.8L II USM
Verarbeitung und Handling
Die Verarbeitung des Objektivs ist L typisch. Es fühlt sich hochwertig an und liegt sehr gut in der Hand. Leider ist es nicht wie die neueren Objektive der L-Serie spritzwasser- und staubgeschützt. Mit einem Gewicht von 765 Gramm ist das Objektiv sicherlich kein Leichtgewicht, vergleicht man es jedoch mit anderen Objektiven, die eine Brennweite von mindestens 200 mm abdecken, relativiert es sich. Denn mit einer Länge von 136,2 mm und einem Durchmesser von 83,2 mm ist das Objektiv alles andere als ein großer Brocken. Das Objektiv ist kaum größer als mein Canon 16-35 mm f4.0 L Weitwinkelobjektiv. In Kombination mit einem DSLR Body, wie z.B. der EOS 5D, liegt das Objektiv ausgewogen in der Hand. Durch die schwarze Farbe und die relativ kleine Bauform ist diese Linse absolut unauffällig. Einzig der rote Ring lässt erahnen was sich hinter diesem Objektiv verbirgt. Aber jetzt mehr zur praktischen Anwendung.
Autofokus
Der Autofokus arbeitet sehr zuverlässig, leise und schnell. In 14 Tagen täglichem Fotografieren hatte ich kaum Ausschuss wegen falscher Fokussierung. Trotz des aktivierten Autofokus ist es jederzeit möglich manuell zu fokussieren.
Der kleinste Fokussierabstand liegt bei 1,5 m. Der Fokus lässt sich von 1,5 m bis unendlich und 3,5 m bis unendlich umschalten. Die Fokussierung erfolgt mittels einem Ring-Ultraschallmotor.
Eigentlich gibt es hier nicht viel mehr zu sagen, außer dass der Autofokus einwandfrei funktioniert und das tut was er soll, nämlich fokussieren.

Fokus Einstellung Canon EF 200mm f/2.8L II USM
Abbildungsleistung
Hier hat mich das Objektiv am meisten überrascht. Bei einer offenen Blende von f2,8 bildet die Linse knack scharf ab. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ich mindestens auf f3,2 abblenden muss, um einen sauberen Schärfepunkt zu erhalten, wurde jedoch eines besseren belehrt. Mit bloßem Auge ist eine leichte Vignettierung zu erkennen. Eine Verzerrung des Bildes konnte ich nicht erkennen, erst beim Aktivieren der Profilkorrekturen in Lightroom oder Photoshop, ist mir eine leichte Verzerrung aufgefallen. Das Bokeh ist sehr weich und gefällt mir sehr gut. Ich mag es einfach, wenn der Hintergrund sehr sanft miteinander verschwimmt. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Bildstabilisator
Einziger Wermutstropfen ist der fehlende Bildstabilisator. Bei geringem Licht ist das Objektiv nicht so einfach zu handeln. Bei einer Verschlusszeit länger 1/200 wird es schwierig aus der Hand zu fotografieren. Durch den fehlenden Bildstabilisator braucht man daher eine ruhige Hand, um bei der doch langen Brennweite ein unverwackeltes Bild aufnehmen zu können. Mit ein wenig Übung ist dies aber kein Problem.
Größe und Gewicht
Durchmesser: 83,2 mm
Länge 136,2 mm
Gewicht: 765 Gramm
Filterdurchmesser: 72 mm

Das EF 200 mm im Vergleich zum EF 24-105 mm
Lieferumfang
Im Lieferumfang enthalten ist, wie bei den Objektiven der Canon L-Serie üblich, eine Ledertasche und die Gegenlichtblende.
Preis
Der Preis der Linse schwankt aktuell zwischen 650 und 750 €. Für mich ist der Preis für das, was man an Objektiv bekommt, völlig in Ordnung. Für ein Objektiv der Serie L mit der für mich optimalen Bauform (klein, leicht und unauffällig) und einer perfekten Abbildungsleistung mit wunderschönen Bokeh hatte ich erwartet, dass ich tiefer in die Tasche greifen muss. Jedoch hat hier jeder seine eigene Schmerzgrenze und muss für sich entscheiden, ob ihm das Wert ist.
Fazit
Das Teleobjektiv, welches nicht allzu groß ist, dafür leicht und unauffällig ist und noch eine tolle Abbildungsleistung zu einem erschwinglichen Preis hat, gibt es nicht?
Gibt es!
Natürlich hat die Linse „nur“ eine Brennweite von 200 mm und nicht 300 oder 400 mm, aber in irgendeinen sauren Apfel musste ich eben beißen und das war für mich die „geringe“ Brennweite. Da das Objektiv Extender geeignet ist, könnte ich zumindest die Brennweite im Nachhinein etwas verlängern. Alle weiteren Anforderungen, die ich an das Objektiv hatte, wurden von dem Canon EF 200 mm 1:2,8 L II Objektiv zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt. Für mich ist dieses Objektiv optimal, wenn man bedenkt, dass diese Canon L-Linse zu einem Preis von ca. 700 € über den Ladentisch geht. Hätte die Linse einen Bildstabilisator wäre sie nahezu perfekt, jedoch wäre sie dann wahrscheinlich bedeutend schwerer und würde vor allem preislich wieder im Premiumsegment liegen.
Bilder

Leguan in der heiligen Stadt – Blende f3,2

Affen in Anuradhapura – Blende f3,2

Zugfahrt ins Hochland – Blende f3,2

Aussicht auf Sigiriya – Blende f10

Blumen und Pflanzen in Tangalle – Blende f2,8

Surfer in Mirissa – f6,3

Stelzenfischer von Ahangama – Mirissa – Blende f9,0
Habt ihr Fragen zu dem Objektiv? Dann hinterlasst diese gerne in einem Kommentar! 🙂
4 Comments
Hallo Christoph,
toll, dass du deine Erfahrungen über das alte Canon 200mm Objektiv aufgeschrieben hast. Konntest du schon Erfahrungen mit dem Objektiv inklusive eines Extender sammeln?
Grüße
Martin
Hi Martin,
ja das konnte ich in der Tat. Ich habe mir für unsere Reise nach Südafrika einen Canon 2x Extender zugelegt und war damit sehr zufrieden. Meine Erfahrungen dazu werde ich demnächst vielleicht in einen Artikel verfassen. ?
Viele Grüße,
Christoph
Hallo Alle,
ich hatte viele Jahre dieses Objektiv an einer Canon 1D. Was Christoph schreibt kann ich nur bestätigen: Wenn der Focus stimmt ist es ein ausgezeichnetes Objektiv. Mit diesem Objektiv habe ich sehr viele Bilder geschossen. Habe es vor Jahren abgegeben, da ich die Canon 1D aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr halten konnte. Jetzt, Jahre später hat mich das „Fotofieber“ wieder erwischt, ich bin mit der Sony Alpha III wieder in die Fotografie eingestiegen und am überlegen, ob ich mir dieses Objektiv wieder zulege, zumal es keine 200 mm Festbrennweite mit der Lichtstärke für das Sony gibt. Das 200ter von Canon ist für mich das richtige Objektiv. Werde es wieder kaufen.
Vielen Dank Christoph für die Erfahrungen die Du mit diesem Objektiv mitgeteilt hast.
Beste Grüße
Peter
Hallo Peter,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich muss gestehen, dass mir das Objektiv immer noch sehr viel Spaß bereitet. Ich nutze es zwar nicht allzu oft, aber so bald es zum Einsatz kommt, freue ich mich jedes mal erneut über dieses tolle Stück Technik. Ich denke, dass Du mit diesem Objektiv auch an der Sony glücklich werden wirst. 😉 Zumindest kann ich derzeit nichts Negatives über den Einsatz an der A7III klagen.
Viele Grüße,
Christoph