Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich damit alte Fremdobjektive an der Sony A7 III* zu adaptieren. Wer schon etwas länger fotografiert, der hat meistens eine beachtliche Sammlung an Altglas im Schrank stehen und nicht selten kosteten diese nostalgischen Objektive ein kleines Vermögen. Wäre es nicht schön die alte Objektivsammlung an einer neuen Kamera zu verwenden? Ich denke die Frage kann sich jeder selbst ziemlich leicht beantworten. Oftmals kann man durch einen Adapter die Anschaffung neuer nativer Objektive der Kamera Hersteller dadurch vermeiden. Vorausgesetzt man ist dazu bereit ein paar Abstriche in Kauf zu nehmen. Denn meisten ist es so, dass adaptierte Objektive von Fremdherstellern nicht immer den vollen Funktionsumfang zur Verfügung stellen. Dabei kommt es natürlich auch immer darauf an was man fotografiert und in welchem Anwendungsfall die adaptierte Kamera-Objektiv Kombination genutzt werden soll. In der einen Situation fällt es einem leicht auf z.B. den Autofokus zu verzichten und in einer anderen Situation wäre es die reinste Katastrophe. In diesem Artikel hatte ich bereits über den Gobe Lens Mount Adapter geschrieben. Mit diesem Adapter habe ich meine alten Canon FD Objektive an der Sony A7 III* adaptiert. Da mir bei der Verwendung des doch recht preiswerten Adapters einige nervige Kleinigkeiten aufgefallen sind, wollte ich wissen ob sich hier ein premium Adapter anders verhält.
Ich habe mich daher dazu entschlossen einen Adapter des Hersteller NOVOFLEX zu kaufen. NOVOFLEX ist ein deutscher Hersteller mit Sitz im bayerischen Memmingen. Neben der Entwicklung und Konstruktion werden alle Produkte am eigenen Standort in Deutschland gefertigt. Ob der Adapter seinen Preisaufschlag gegenüber einem günstigen Adapter rechtfertig, habe ich dem folgenden Artikel aufgeschrieben.
Allgemein:
Der Adapter ist ein voll manueller Adapter ohne jegliche Elektronik Bauteile. Das bedeutet das keinerlei elektronische Signale an die Kamera übertragen werden. Die eingestellte Belichtungszeit, die verwendete Blendeneinstellung muss somit während dem Fotografieren notiert werden, sofern man diese Informationen benötigt. Der Adapter stellt lediglich eine manuelle Verbindung zwischen Objektiv und Kamera her. Die Belichtung per Zeitautomatik oder Arbeitsblende ist weiterhin möglich, da die Belichtungsmessung der Kamera keine elektronische Verbindung zum Objektiv benötigt. Die Innenseite des Adapters ist mit Rillen durchzogen. Diese Rillen verhindern bzw. vermindern Reflexionen aus dem Adapter.
Lieferumfang:
Der Adapter wird in einer kleinen transparenten Plastikbox und einer Betriebsanleitung in den Sprachen Deutsch und Englisch ohne großes Tamtam ausgeliefert. Das gefällt mir sehr gut. Denn mehr braucht es einfach nicht.
Technische Daten:
Nachfolgend habe ich den Adapter vermessen und die Daten kurz zusammengefasst. Jedoch sei hier gesagt, dass es sich bei dem NOVOFLEX Adapter um ein Präzisionsteil handelt, dass das Auflagemaß des FD Objektivs gegenüber des Auflagemaßes der Sony Kamera ausgleicht. Die Fertigungsgenauigkeit liegt hier im hundertstel Millimeter Bereich. Mit der mir vorhandenen Messtechnik kann ich diese Maße leider nicht messen. Daher entsprechen die von mir gemessenen Angaben nicht zu 100% dem Adapter, reichen jedoch aus, um sich die Größe vorzustellen bzw. ein Bild davon machen zu können.
NOVOFLEX Adapter:
- Außendurchmesser: 59 mm
- Breite: 29 mm
- Gewicht: 62 g
Anschließen des Adapters an der Sony A/ III Kamera
Das Anschließen des Adapters am Bajonett der Sony Kamera geht sehr straff. Wie bei den meisten Adapter üblich setzt man hier den roten Punkt des Adapters am weißen Punkt des Bajonetts an und dreht den Adapter im Uhrzeigersinn bis ein Klick Geräusch zu hören ist. Jetzt sitzt der Adapter ohne Spiel bombenfest am Bajonett. Hier wackelt nichts.
Canon FD Objektiv an NOVOFLEX Adapter anschließen
Wichtig! Das Anschließen des Objektivs am Adapter bietet unterschiedliche Möglichkeiten. Hier ist die richtige Vorgehensweise sehr wichtig, da sonst die Blendeneinstellung über den Blendenring am Objektiv nicht möglich ist. Auf dem Adapter befindet sich ein roter und ein weißer Punkt. Instinktiv würde ich das Objektiv mit dem roten Punkt auf den roten Punkt des Adapters ansetzen, aufstecken und das Objektiv arretieren. Rein mechanisch funktioniert das einwandfrei, nur besteht dann das Problem mit der Blende. Also: So geht es nicht!
So gehts richtig: Den roten Punkt des Objektivs an den weißen Punkt des Adapters ansetzen. Das Objektiv gegen den Uhrzeigersinn, Richtung roten Punkt des Adapters, drehen. Das Objektiv rutscht nun in die den Anschluss des Adapters und kann arretiert werden. Beim ersten mal ist es ein wenig frickelig. Nach dem zweiten / dritten mal geht es bedeutend leichter von der Hand und stellt kein Problem dar. Man muss es einfach wissen. Das Objektiv sitzt straff am Adapter und hat keinerlei Spiel.
Hinweis: Die Einstellung der Blende über den Blendeneinstellring am Objektiv muss auf einen Blendenwert eingestellt sein und darf nicht auf „A“ stehen.
Bei dem Gobe Lens Mount Adapter gibt es einen zweiten Arretierungsring, um das Objektiv gegenüber dem Adapter zu verriegeln. Eigentlich keine schlechte Idee. Nur löst sich dieser Ring ab und an, so dass das Objektiv nicht immer richtig fest sitzt. Dies könnte u.a. auch das Problem mit dem Fokussieren hervorrufen. Bei den unten aufgeführten Vergleich, habe ich darauf geachtet, dass dies nicht der Fall ist und der Adapter immer ordnungsgemäß verriegelt ist.
Fotografieren und Fokussieren bis unendlich:
Viele günstige Adapter haben so große Fertigungstoleranzen, dass ein Fokussieren bis unendlich nicht möglich ist. Eigentlich dachte ich, dass ich einen guten Adapter mit dem Gobe Lens Mount Adapter erwischt hatte, mit dem es problemlos möglich ist bis unendlich zu fokussieren. Jedoch hatte ich auf unserem Trip nach Heidelberg ab und an mal meine Probleme damit. Also schaffte ich mir den Novoflex Adapter an, um eine Referenz zu haben und mein Problem bei der Fokkusierung ggf. zu bestätigen. Und ja, was soll ich sagen. Meine Vermutung hat sich leider bestätigt. Mein Gobe Lens Mount Adapter fokussiert definitiv nicht bis unendlich, auch wenn die Abweichungen minimal sind, sind sie vorhanden und sie stören mich. Eine Bilderreihe mit ein paar Vergleichsbilder könnt ihr hier sehen:
NOVOFLEX vs. Gobe Lens Mount Adapter 100%
links NOVOFLEX, rechts GOBE Lens Mout Adapter
Sony A7 III + 24 mm S.S.C.
Sony A7 III + 35 mm S.S.C.
Sony A7 III + 50 mm S.S.C.
Sony A7 III + 85 mm S.S.C.
Sony A7 III + 135 mm S.C.
Auf den ersten Blick sehen die Bilder qualitativ ziemlich gleich aus. Ein großer Unterschied ist nur schwer auszumachen. Die Bilder unterscheiden sich jedoch in der Schärfe enorm, sobald man etwas hinein cropped. Je länger die Brennweite, desto eher kommt die Unschärfe zum Vorschein. Hier eine Bilderreihe im 4:1 Zuschnitt.
NOVOFLEX vs. Gobe Lens Mount Adapter 4:1
links NOVOFLEX, rechts GOBE Lens Mout Adapter
Sony A7 III + 24 mm S.S.C.
Sony A7 III + 35 mm S.S.C.
Sony A7 III + 50 mm S.S.C.
Sony A7 III + 85 mm S.S.C.
Sony A7 III + 135 mm S.C.
Hier sieht man sehr gut, dass der GOBE Lens Mount Adapter eindeutig nicht bis unendlich fokussiert. Meine Vermutung hat sich hiermit leider bestätigt. Ich denke der Vergleich ist eindeutig und braucht keine weiteren Worte.
Fazit:
Qualität hat seinen Preis. Ja, das ist nicht immer so, aber hier trifft es absolut zu. Der NOVOFLEX Adapter ist preislich gesehen kein Leichtgewicht. Vergleicht man die Adapterpreise am Markt, dann lässt man sich schnell dazu verleiten einen günstigen Adapter zu kaufen. Manchmal hat man Glück und der günstige Adapter aus Übersee macht was er soll. Oft ist dies jedoch nicht der Fall. Am schlimmsten ist es eigentlich, wenn man einen Adapter erwischt, der so gut wie in Ordnung ist. Denn dann merkt man die ungenaue Fertigung erst, wenn man genau hinschaut und meistens ist es dann der Fall wenn man unterwegs beim Fotografieren ist. Das ist dann mehr als nervig wenn ein Fehler in der Fokussierung erst nach einem Ausflug oder Urlaub bemerkt wird und man die Zeit nicht mehr zurück drehen kann, um das Bild erneut zu schießen. Die Objektive samt NOVOFLEX Adapter sitzen ohne jegliches Wackeln sehr straff am Bajonett der Kamera. Meiner Meinung nach ist die Investition in einen ordentlichen Adapter alles andere als verschwendetes Geld. Immerhin ist es dadurch möglich, die alten verstaubten Objektive zu neuem Leben zu erwecken. Dadurch spart man eben auch den ein oder anderen Groschen ? Ob es euch wert ist, in einen Adapter zu investieren, der ungefähr den 5-fachen Preis eines günstigen Adapters kostet, dürft ihr gerne selbst entscheiden.
Welche Erfahrungen habt ihr mit eurem Adapter gemacht? Fokussiert er bis unendlich?
Hinterlasst eure Erfahrungen gerne in einem Kommentar!
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8 Comments
Hi Christoph,
vielen Dank für dieses super informativen Beitrag. Vor allem der Hinweis, wie man das Objektiv richtig an den Adapter ansetzt, hat mir den Nachmittag gerettet. Denn bei meinen ersten Versuchen bin ich auch in die Blendenfalle getappt.
Beste Grüße
sendet Judith
Hi Judith,
vielen Dank für deinen Kommentar. Das freut mich sehr, dass dir mein Beitrag geholfen hat. Auch ich bin zunächst einmal natürlich in die Blendenfalle getappt. Ich denke, einmal muss da jeder mal durch 😉 Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem Adapter.
Viele Grüße,
Christoph
Super, deine Erkenntnisse haben mir gerade die Kaufentscheidung abgenommen. Die detaillierten Darstellungen waren mir dabei eine große Hilfe. Vielleicht melde ich mich noch einmal nach der Erprobung dieses neuen Gerätes. Vielen Dank für deine Ausführungen.
Hi Georg,
das freut mich. Ich denke du wirst es nicht bereuen 😉
Viele Grüße,
Christoph
Hallo Christoph,
leider konnte ich den Novoflex-Adapter trotz professioneller Hilfe im Fotoladen (die den Adapter kennen und empfehlen) und Test eines zweiten Exemplar weder an meinem Original-Canon-50mm noch an dem Soligor-Zoom anbringen.
Hast Du auch solche Erfahrungen gemacht, oder davon gehört.
An meine Sony A7 II passte der Adapter prima.
Beste Grüße,
Christian
Hi Christian,
nein das hatte ich nicht. Der Adapter passt perfekt an meine Canon FD Objektive.
An welche Objektive hast du vor den Adapter zu verwenden?
Viele Grüße,
Christoph
Moin Christoph,
ich danke dir für den interessanten Beitrag, insbesondere für den Hinweis auf die Blendenproblematik. Meine beiden FD-Objektive reagierten kein Stück auf die Blendeneinstellung, bis ich in den Kommentaren darüber las und deinen Bericht genauer anschaute. Mein Adapter ist zwar nicht der bzw. die du beschreibst, das Problem taucht aber ebenfalls auf bei nicht ordnungsgemäßer Verriegelung.
Tolle Fotos übrigens auch, die Lust auf Selbermachen erzeugen.
Beste Grüße
Uwe
Hallo Uwe,
vielen Dank für deinen Kommentar. Mir ging es anfangs ähnlich. Ich hab mich gewundert, warum sich die Blende nicht verstellen lässt.
Aber wenn man weiß wie, geht vieles einfacher. Ich wünsche dir viel Spaß mit deinen FD-Objektiven.
Viele Grüße,
Christoph