Vor ein paar Monaten hatte ich mich dazu entschlossen einen Blick außerhalb des Canon Universums zu wagen. Nachdem ich mich ausgiebig mit den verschiedenen Kameras am Markt beschäftigt habe, habe ich mir eine Sony Kamera zugelegt. Mich hat die neu auf den Markt gekommene Sony A7 III* überzeugt, so dass ich sie direkt bei einem lokalen Sony Händler vorbestellt hatte. Nach ca. 4 Wochen Wartezeit hielt ich das gute Stück samt eines Metabones Adapters in meinen Händen. Dazu habe ich mich direkt mit neuen Speicherkarten und einem zweiten Akku eingedeckt.
Neben der Erweiterung meines Equipments um eine Sony Kamera habe ich gleichzeitig auch eine für mich komplett neue Technologie, eine spiegellose Systemkamera, kennengelernt. Ich hatte zwar schon oft Systemkameras in der Hand und konnte ein wenig damit rumspielen, aber die Möglichkeit sie wirklich ausgiebig zu testen hatte ich bislang noch nicht.
Der wichtigste Aspekt bei der Anschaffung der Kamera war für mich, dass meine bereits vorhandenen Canon Objektive weiterhin, im besten Fall ohne Einschränkungen, mit dieser neuen Technologie funktionieren würden. Die Kamera hatte ich bereits auf den Trips in der Schweiz, Österreich, Vietnam sowie auf einer Hochzeit im Einsatz. Dabei habe ich sie hauptsächlich für die Schwerpunkte Landschafts-, Nacht-, Reise- und eben Hochzeitsfotografie verwendet. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich Hochzeiten eigentlich nicht fotografiere. Neben diesen Fotothemen konnte ich außerdem in zwei Filmprojekten Erfahrungen mit den Filmfunktionalitäten sammeln. Da ich aber aus dem Canon Lager komme und bis zur Anschaffung der Sony A7 III lediglich mit der 5D Mark II, der 5D Mark III, sowie der 1DX gearbeitet habe, ist meine Meinung etwas vorbelastet. Natürlich vermisse ich dadurch ein paar Canon Funktionalitäten. Freue mich jedoch umso mehr über Funktionalitäten, die mir in der Canon Welt bislang verwehrt wurden. Hätte ich davor nur Sony`s, Fuji`s oder Nikon`s gehabt, würde meine Meinung wahrscheinlich ein wenig in eine andere Richtung schlagen. Ein weiterer Punkt ist, dass ich bislang keine nativen Sony Objektive besitze und somit meine Erfahrungen auf der Sony A7 III* in Verbindung mit dem Metabones EF-E Mount Mark V Adapter* sowie meinen Canon und Sigma Objektiven beruhen. Nichts desto trotz habe ich versucht meine Erfahrungen objektiv in diesem Artikel zusammenzufassen.
Lieferumfang
Die Kamera wird mit nachfolgendem Zubehör ausgeliefert:
- einem Akku,
- einem Micro USB Ladekabel,
- einem Netzteil inklusive Stromkabel,
- einem Sony Schulterriemen,
- einem Kamera Deckel,
- einer Zubehörschuhkappe,
- und einer Betriebsanleitung
Ein separates Ladegerät wird leider nicht mitgeliefert. Somit ist es nicht möglich die Kamera während der Ladezeit zu verwenden. Ich habe mir somit das Ladegerät von RAVPower* zu gelegt und habe es bisher nicht bereut. Vor allem ist der Preis unschlagbar. Mein Erfahrungsbericht zum RAVPower Ladegerät findet ihr hier.
Ergonomie
Zur Ergonomie zählt für mich nicht nur die Form und wie gut die Kamera in der Hand liegt, sondern auch wie gut sie sich bedienen und einstellen lässt.
Kameragriff
Aber fangen wir bei der Form an. Die Kamera liegt eigentlich ganz gut in der Hand. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht wirklich riesige Hände habe. Verwende ich jedoch den Metabones Adapter mit einem adaptierten Canon EF L Objektiv, dann wird die Kamera ziemlich kopflastig und ist bei weitem nicht mehr so komfortabel. Verwende ich ein leichtes Objektiv, wie z.B. das Canon EF 50 mm f1.8*, dann liegt die Kamera sehr ausgewogen und gut in der Hand. Den Kameragriff finde ich trotz meiner kleinen Hände auf Dauer nicht sehr angenehm. Bei kurzer Verwendung der Kamera fällt einem das nicht wirklich auf, aber wenn ich die Kamera, z.B. beim Fotografieren einer Hochzeit oder bei einem längeren Wandertrip, lange in der Hand halte bzw. trage, dann bekomme ich Schmerzen in der Hand. Ich hätte davor nicht gedacht wie wichtig es ist, dass der kleine Finger auf dem Kameragriff aufliegt. Dieser steht bei mir nämlich nach unten über, so dass die Hand auf Dauer etwas verkrampft. Durch die Verwendung einer Handschlaufe habe ich das Problem ein wenig in den „Griff“ bekommen. Auf den Bildern der Sony A7 III seht ihr die Halterung der Handschlaufe. Das Review zur Handschlaufe gibts hier (Link). Ein weiteres kleines Problem habe ich mit meinem Mittelfinger. Dieser stößt nämlich bei Verwendung des Metabones Adapter an diesem an. Bei kurzer Verwendung macht auch das keine Probleme, aber bei einem kompletten Tag wird das kleine Problem irgendwann zu einem größeren Problem, man bekommt nämlich Schmerzen in der Hand.
Kamera Menü
Das Menü der Kamera ist durch Reiter, ähnlich wie meine Canon 5D Mark2, gut aufgeteilt und übersichtlich. Im Favoriten Reiter lässt sich das Menü komplett anpassen und neu gestalten. Ab und an finde ich, dass man sich das ein oder andere Untermenü hätte sparen können. Leider ist es nicht möglich über das Touchdisplay durch das Menü zu navigieren. Per Fingertouch kann man lediglich den Fokuspunkt setzen.
Tasten, Moduswahlrad und Einstellräder
Tasten
Die Tasten an der Kamera sind gut und vor allem eindeutig positioniert. Die Kamera lässt sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr gut bedienen. Nicht nur die C1-C4 Tasten, sondern wirklich jede einzelne Taste und Einstellrad sind konfigurierbar. Somit ist es möglich, dass jeder Anwender sich individuell seine eigene Tastenbelegung festlegen kann.
Moduswahlrad
Das Moduswahlrad kommt leider ohne Arretierung daher. Somit ist es bei mir schon mehr als einmal vorgekommen, dass beim Ein- und Auspacken aus dem Rucksack das Wahlrad verstellt wurde. Wenn man es sofort bemerkt ist es nicht tragisch, wenn nicht, dann ist es sehr ärgerlich. Über das Moduswahlrad können außerdem zwei Custom Einstellungen (1 und 2) gespeichert werden. Wie das funktioniert habe ich in diesem Artikel zusammengefasst.
Manuelle Belichtungskorrektur
Ein weiteres Wahlrad an der Oberseite der Kamera ist für die manuelle Belichtungskorrektur vorgesehen. Mit Hilfe dieses Wahlrades ist es im AV Modus möglich bewusst unter- oder über zu belichten. Für mich ist dieses Wahlrad nicht unbedingt nötig, jedoch finde ich es optisch sowie funktionell sehr charmant. Die Funktion zur Belichtungskorrektur sollte natürlich in keiner Kamera fehlen.
Vorderes und hinteres Einstellrad
Weitere Einstellräder befinden sich auf der Vorderseite und auf der Rückseite. Ich habe diese so belegt, dass ich mit dem Zeigefinger die Blende und über den Daumen die Belichtungszeit einstellen kann. Beide sind gut positioniert und dadurch sehr gut bedienbar.
Hinteres Einstellrad (ISO)
Auf der Rückseite gibt es ein weiteres Einstellrad zur Bedienung mit dem Daumen, über welches ich die ISO Empfindlichkeit einstelle. Das Einstellrad ist schön positioniert und funktioniert sehr gut. Wenn es etwas größer wäre, wäre es perfekt.
C1 – C4 Tasten
Neben den Wahlrädern gibt es noch die C1 – C4 Tasten. Diese können beliebig belegt werden. Wie hier die Standardeinstellungen der Kamera sind, kann ich leider nicht sagen, da ich diese direkt neu belegt habe. Hinweis: Die Knöpfe können für Foto- und Filmfunktionen differenziert belegt werden. Wie das funktioniert habe ich hier zusammengefasst.
Joystick (Multiselektor)
Ein weiteres schönes Feature ist der Joystick oberhalb des hinteren Einstellrades. Über diesen lässt sich z.B. der Fokuspunkt verschieben. Diesen Joystick bin ich bereits von meiner 5D Mark2 gewohnt und ich möchte ihn nicht mehr missen. Schön, dass er auch an der Sony verbaut wurde.
AF On und AEL
Auf die AF ON Taste habe ich mir den normalen Autofokus und auf die AEL Taste den Eye Autofokus konfiguriert. Bei anderen Kameraherstellern werden nicht immer beide Tasten zur Verfügung gestellt. Daher freut es mich umso mehr, dass ich diese beiden Tasten so komfortabel mit den beiden Autofokus Modi belegen kann.
Augenmuschel
Leider verliere ich ab und an die Augenmuschel. Vor allem wenn ich die Kamera aus dem Fotorucksack hole, muss ich des Öfteren nach der Augenmuschel suchen. Beim gleichem Rucksack ist mir das mit der Canon 5D Mark2 nicht einmal passiert. Wenn man es weiß und darauf achtet, ist es vermeidbar und somit ist auch das kein Problem.
Verarbeitung
Das Kameragehäuse ist sehr gut verarbeitet. Die Knöpfe, Tasten und Drehräder sind gegen Staub und Feuchtigkeit gedichtet und fühlen sich sehr hochwertig an. Einzig die Abdeckungen zu den Anschlüssen sind nicht mittels einer Dichtung geschützt und wirken leider etwas billig. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum man im Kleingedruckten auf der Sony Homepage den Hinweis findet, dass das Gehäuse nicht vollständig gedichtet ist.
Speicherkartenslot
Die Kamera verfügt über zwei SD-Karten Slots. Das ist state of the art bei Profikameras und bei der Preisklasse der Sony A7 III derzeit absolut nicht üblich.
Als Speicherkarten können in Steckplatz 1 UHS-I/II und in Steckplatz 2 UHS-I Speicherkarten verwendet werden. Zum Filmen in 4k oder bei Zeitlupen Aufnahmen ist eine UHS-II Karte notwendig.
Ich verwende zum Fotografieren eine SanDisk Extreme PRO 128 GB SDXC* und zum Filmen eine Fujifilm SDHC-32GB High Professional C10 UHS-II* Speicherkarte. Beide Speicherkarten funktionieren einwandfrei.
Wie das Speicherkarten Management optimal eingestellt werden kann, findet ihr hier.
Autofokus über Metabones Adapter
Über den Autofokus im Fotomodus mit dem Metabones Adapter hatte ich bereits in diesem Artikel berichtet (Link). Mit seinen 693 Autofokuspunkten wird ein sehr großer Teil des 35mm Vollformat Sensors abgedeckt. Er ist wirklich super schnell und treffsicher und das in Kombination mit adaptierten Canon und Sigma Objektiven. Wenn der Autofokus in Verwendung mit nativen Sony Objektiven noch schneller ist, dann Hut ab. Selbst der Eye Autofocus ist mit den adaptierten Objektiven extrem gut. Wenn ich ehrlich bin, möchte ich diesen nicht mehr missen. Im Videomodus dagegen ist der Autofokus für mich zu langsam und meistens nicht zu gebrauchen. Oftmals dauert es mehrere Sekunden bis sich der Autofokus scharf stellt. Der Continuous Autofokus pumpt enorm und ist fast gar nicht zu verwenden. In den zwei von mir durchgeführten Filmprojekten habe ich daher zu 100% manuell fokussiert. Wie der Autofokus ohne Metabones Adapter funktioniert kann ich leider nicht sagen, da ich wie gesagt kein natives Sony Objektiv besitze.
Hier eine Liste der von mir verwendeten Objektiven, die in Kombination mit dem Metabones EF-E Mount Mark V Adapter* funktionieren:
Dynamikumfang und Megapixel
Der 24,2 Megapixel große EXMOR R CMOS Vollformatsensor bietet einen atemberaubenden Dynamikumfang. Hier würde ich schon fast ins Schwärmen geraten. Es ist wirklich verrückt, was man alles aus den RAW Dateien dieser Kamera in der Nachbearbeitung herausholen kann. Meiner Meinung nach ist der Sensor das herausragendste Element dieser Kamera.
Hier ein paar Bilder, die ich mit der Sony A7 III fotografiert habe:
ISO / Rauschverhalten
Das Rauschverhalten der Sony A7 III ist für mich ebenfalls ein Quantensprung. Beim Filmen habe ich bisher einen ISO-Wert bis 3200 verwendet und ich muss sagen, das Bild ist absolut top. Beim Fotografieren gehe ich ohne Bedenken bis ISO 10.000. Anfangs traute ich mich kaum die Einstellung so hoch zu wählen, da ich es einfach nicht gewohnt war. Natürlich kommt es hier auch immer auf die Aufnahmesituation an. Das Rauschverhalten während der blauen Stunde im Vergleich zur Nacht variiert da schon enorm.
Dreck und Fusseln auf dem Sensor
Wenn man die Objektive von der Kamera abnimmt, sieht man den freigelegten Sensor. Bei einer Spiegelreflexkamera wird der Sensor zunächst von dem Spiegel verdeckt und somit bedingt geschützt. Ich habe das Problem, dass der Sensor ständig verschmutzt ist. Wenn ich die Kamera in Betrieb habe, muss ich fast täglich den Sensor mit dem Blasebalg frei blasen. Vielleicht wäre es sinnvoll den Shutter, bei geöffneter Kamera, zu verschließen. Andere Kamerahersteller lösen dieses Problem bereits.
Bildstabilisator (IBIS)
Der integrierte 5-Achsen Bildstabilisator ist für mich in Verbindung mit meinem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM* Objektiv ein Segen. Denn dieses Objektiv hat leider keinen eigenen Bildstabilisator. Beim Filmen aus der Hand bekomme ich dadurch kleine Wackler ausgeglichen. Beim Fotografieren lässt sich durch den Bildstabilisator vor allem bei dunklen Situationen bedeutend länger belichten. Für mich ein tolles Feature. So etwas bietet Canon bis dato nicht, in der EOS R ist derzeit leider nur ein digitaler Bildstabilisator implementiert.
Auslöser
Geschwindigkeit / Serienaufnahme
Mit der Serienbildfunktion ist es möglich 10 Bilder pro Sekunde aufzunehmen. Hier braucht die Kamera etwas Zeit um die Bilder anschließend auf die Speicherkarte zu schreiben. 10 Bilder pro Sekunde sind in dieser Preisklasse bei den Vollformatkameras keine Selbstverständlichkeit. Da ich aber so gut wie keine Sportfotografie mache, werde ich diese Funktionalität wahrscheinlich so schnell nicht ausreizen. Für mich ist die Speichergeschwindigkeit sowie die Auslösegeschwindigkeit mehr als ausreichend.
Geräuschlos Auslösen
Die Kamera bietet die Möglichkeit geräuschlos auszulösen. Das ist vor allem bei Hochzeiten praktisch. Als Gast auf einer Hochzeit konnte ich so unbemerkt aus dem Hintergrund fotografieren ohne die Trauung zu stören. Zu Hause am Rechner habe ich dann die Bilder gesichtet und musste leider feststellen, dass fast alle Bilder, die bei Kunstlicht aufgenommen wurden, eine Streifenbildung (Banding) aufweisen. Zum Glück war ich nur als Gast unterwegs und musste diese Bilder nicht dem Brautpaar zur Verfügung stellen.
Bildrückschau / Bildkontrolle
Normalerweise habe ich meine Kameras so eingestellt, dass ich nach dem Aufnehmen eines Bildes das Bild für 2 Sekunden auf dem Display zur Bildkontrolle angezeigt bekomme. Diese Funktion habe ich auch bei der Sony eingestellt. Nur bekomme ich hier das Bild nicht nur auf dem Display, sondern auch im Sucher angezeigt. Ich habe bisher leider keine Möglichkeit gefunden diese Funktion nur für das Display einzustellen. Das Problem dabei ist, dass wenn ich durch den Sucher fotografiere, ich immer durch Drücken des Auslösers das angezeigte Bild der Bildkontrolle „weg drücken“ muss oder eben 2 Sekunden warten muss, um das nächste Bild zu schießen. Das ist vor allem dann nervig, wenn ich z.B. Panorama Bilder schieße. Wenn hier jemand einen Tipp hat wie ich dieses Problem umgehen kann, ohne dabei die Bildkontrolle komplett zu deaktivieren, wäre ich sehr dankbar. Ist das bei anderen Systemkameras auch so?
Farben
Bei diesem Thema geht es nun wirklich um Geschmacksache. Hier kann man meiner Meinung nicht sagen was gut, schlecht oder besser ist. Aber dennoch möchte ich meine Meinung dazu äußern. Ich finde die Sony Farben gut, aber mir gefallen die Canon Farben etwas besser. Der erhöhte Rotanteil der Canon Bilder macht für mich ein ausgewogeneres bzw. harmonischeres Bild. Im Fotomodus ist es auf Grund der RAW Dateien nicht wirklich tragisch, da ich hier enorme Bearbeitungsmöglichkeiten habe. Beim Bearbeiten von dem Filmmaterial bin ich jedoch etwas mehr eingeschränkt. Aber wie gesagt, hier hat jeder seine persönlichen Vorlieben.
Weißabgleich
Beim Fotografieren einer Hochzeit ist mir aufgefallen, dass der automatische Weißabgleich nicht immer sitzt. Wobei zu erwähnen ist, dass die Hochzeitsfotografie besondere Anforderungen an eine Kamera stellt. Zu erst bewegt man sich im warmen Morgenlicht, danach im Standesamt oder der Kirche bei Kunstlicht, anschließend bei etwas kälterem Tageslicht und zu guter letzt auf der Party Location mit gedämmten warmen Licht. Und am Schluss soll im besten Fall bei jeder Aufnahme der Weißabgleich sitzen. Im Vergleich zu meiner alten Canon Gurke musste ich leider verhältnismäßig oft in der Nachbearbeitung nach justieren. Das ist nicht tragisch, aber dennoch zeitaufwändig.
Sucher und Monitor
Display (Monitor)
Das 3“ große TFT Display der Sony ist ein Klappdisplay mit 921.600 Bildpunkten mit einer 5-stufigen Helligkeitsanpassung und einem Sonnenschein-Modus. Ich habe das Display meist im Sonnenschein-Modus verwendet. Hier muss man nur aufpassen, dass man nicht kontinuierlich unterbelichtet, da das Display die Bilder wirklich sehr hell anzeigt. Durch die Belichtungskontrolle und der Kontrolle über das Histogram habe ich dadurch jedoch keine Probleme. Das Display lässt sich leider nur nach oben und unten klappen. Somit ist die Klappfunktion bei Hochkant Bildern nur bedingt einsetzbar. Zur Unterstützung bei der Auswahl der Bildkomposition habe ich auf dem Display immer die Rasterlinien (Drittel-Regel) eingestellt. Was mich ein wenig stört ist jedoch die etwas zu geringe Auflösung des Displays. Hier würde ich mir etwas mehr als nur HD ready wünschen (921.600 Bildpunkten = HD ready). Mir fällt es wirklich schwer die Schärfe der Bilder auf dem Display zu kontrollieren.
Sucher
Ein von DSLR User oftmals kritisiertes Thema ist die Verzögerung der elektronischen Sucher von Systemkameras. Der OLED Sucher der A7III funktioniert nahezu verzögerungsfrei. Zumindest konnte ich hier nichts Negatives feststellen. Mit 2.359.296 Bildpunkten ist er für mich ausreichend aufgelöst. Ein bisschen mehr Auflösung würde dem Sucher jedoch nicht schaden. Ein weiterer Punkt den ich sehr schätze, ist die Möglichkeit fast alle Informationen, die ich auf dem Display angezeigt bekomme, mir auch im Sucher anzeigen zu lassen. Z.B. habe ich im Sucher immer das Histogram zur Belichtungskontrolle aktiviert. Einer der größten Vorteile ist für mich jedoch, dass ich auf dem Display oder im Sucher bereits das „fertige“ Bild mit allen Einstellungen sehen kann. Besonders habe ich diese Eigenschaft beim Fotografieren mit ND-Filtern schätzen gelernt. Hier kann ich mit einem aufgeschraubtem 1000er ND Filter die Komposition einstellen und sogar mit dem Autofokus fokussieren. So etwas war mit meiner 5D Mark2 unvorstellbar. Hier habe ich zunächst die Komposition eingestellt, danach fokussiert und zu guter letzt den Filter aufgeschraubt. Wenn irgendwas nicht passte, ging das Szenario wieder von vorne los. Bei der nächsten Szene wird dann wieder der Filter abgeschraubt und das Prozedere erneut durchgeführt. Mit der Sony lasse ich den Filter aufgeschraubt, fokussiere und schieße das nächste Bild. Genial!
Fokus Peaking und Zebra
Kantenanhebung (Fokus Peaking)
Da ich beim Filmen mit der Sony Kamera nur manuell fokussiert habe, war für mich das Fokus Peaking (Kantenanh.-Einstlg) eine sehr gute und vor allem unterstützende Funktion. Die Abkürzung Kantenanh. im Menü der Sony Kamera steht für Kantenanhebung. Die Farbe der Kantenanhebung habe ich meist auf rot eingestellt. Würde ich bei Potraitaufnahmen manuell fokussieren, würde ich sie wahrscheinlich auf gelb einstellen. Die Kantenanhebungsstufe habe ich auf hoch gesetzt. Das war für mich bei unserem letzten Filmprojekt die optimale Einstellung. Ganz ehrlich, so eine Funktion gehört in jede Kamera.
Zebra
Da ich bislang hauptsächlich im Bildprofil S-LOG2 gefilmt habe, war für mich die Überbelichtungswarnung per Zebra unerlässlich. Nicht korrekt belichtete S-LOG2 Aufnahmen neigen leider dazu stark zu rauschen oder bei hellen Stellen auszubrennen. Mit aktiviertem Zebra zeigt die Kamera die überbelichteten Bereiche durch ein gestreiftes Muster auf dem Display an. Um beim Filmen mit SLOG-2 gute Ergebnisse zu erzielen, verwende ich hier die Custom Einstellung 107 (Strd+Bereich).
Zeitraffer / Timelapse
Eine Funktion zum Aufnehmen von Zeitrafferaufnahmen aus Einzelfotos bietet die Sony A7 III leider nicht. Hierzu muss gesagt sein, dass das auch andere Hersteller in gehobenen Preiskategorien nicht bieten. Wer Zeitraffer oder Slowmotions mit Videos aufnehmen möchte, der kann dies in dem Modus S&Q. Für Zeitraffer mit Einzelfotos muss ein externer Timer verwendet werden. Da ich mehrere Timer besitze, ist das für mich kein Problem.
Update: Die Funktion zum Aufnehmen von Zeitraffer wurde von Sony in einem Firmware Update nachgeliefert. Wie das funktioniert findet ihr hier.
Video Funktionen
Das Filmen mit der A7 III macht Spaß. Die Bilder sehen wirklich schön aus und lassen sich mit etwas Einarbeitungszeit auch gut verarbeiten. Die von mir am meisten verwendete Einstellung ist als Dateiformat XAVC S 4K mit den Aufnahmeeinstellungen 25p 100m. Wenn ich Slow Motion aufnehmen möchte, verwende ich das Dateiformat XAVC S HD mit den Aufnahmeeinstellungen 100p 100m. Ich entscheide hauptsächlich zwischen „normaler“ Aufnahme und Zeitlupenaufnahme. Wenn man es nicht gewohnt ist, dann sind die Zeitlupenaufnahmen der Alpha 7 wirklich spektakulär. Man kann die Geschwindigkeit immerhin um den Faktor 4 verlangsamen und das bei einem tollen Full HD Bild. Im NTSC Mode ist es sogar möglich Full HD mit 120 fps aufzunehmen. Meistens schneide ich diese Filmaufnahmen in der Schnittsoftware in einem HD Projekt mit der Auflösung 1920 x 1080 (25p). Dadurch habe ich die Möglichkeit die Komposition des 4K Bildes noch ein wenig anzupassen ohne dabei Qualitätsverluste in Kauf zu nehmen. Als Bildprofil habe ich bisher meist das Fotoprofil PP7 (S-LOG2 mit Farbmodus S-Gamut) verwendet.
Unseren Mountainbike Film aus dem Spessart haben wir fast ausschließlich mit der Sony A7 III gedreht.
Wechseln vom Filmen zum Fotografieren
Gehe ich vom Filmmodus zurück in einen der Fotomodi, bleibt das Fotoprofil PP7 weiterhin eingestellt und wird auf jedes Foto angewendet. Hier habe ich leider keine Möglichkeit gefunden das Fotoprofil nur für Filmaufnahmen einzustellen. Denn wenn ich mit RAW fotografiere, dann möchte ich das „einfache“ RAW File ohne jegliche Anpassungen durch ein Fotoprofil.
Akku
Laut Sony wird die Akkulaufzeit mit ca. 610 Aufnahmen im Suchermodus, 710 Aufnahmen im Monitor Modus und ca. 200 min bei Filmaufnahmen, angegeben. Ich habe diese Werte nicht kontrolliert, aber ich kann bestätigen, dass der Akku super lange hält. Auch beim Filmen mit der Kamera hat mich dieser nicht einmal enttäuscht. Für den Fall, dass es doch mal etwas knapp mit der Stromversorgung wird, habe ich mir mittlerweile einen zweiten Akku zugelegt.
Schnittstellen und externe Anschlüsse
Abdeckung
Wie oben bereits erwähnt wirken die Abdeckungen/Deckel der Anschlüsse wirklich billig und sind nicht staub- und spritzwasser geschützt. Verschlossen sehen die Anschlüsse gut aus. Geöffnet klappern sie leider an der Kamera herum.
Audio Anschlüsse
Die Kamera bietet einen Mikrofoneingang und einen Kopfhörerausgang.
HDMI Ausgang
Möchte man die Kamera mit einen externen Monitor/Fernseher verbinden oder sogar mit einem externen Aufnahmegerät Filmaufnahmen aufzeichnen, so ist dies über die HDMI Schnittstelle möglich.
USB Schnittstelle
Die Kamera bietet neben einem Micro USB auch einen USB-C Anschluss. Mit dem mitgelieferten Micro USB Kabel wird der Akku kameraintern geladen. Leider ist hier die Abdeckung der USB Schnittstellen schlecht positioniert, so dass die Kamera dabei nicht wirklich gut auf einem Tisch aufliegt. Ich empfehle die Kamera über die USB-C Schnittstelle zu laden oder mit dem Computer zu verbinden. Ein USB-C Kabel befindet sich nicht im Lieferumfang.
WLAN / Bluetooth Verbindung mit Smartphone
Über das integrierte WLAN kann die Kamera z.B. Bilder an ein Smartphone oder ein Fernsehgerät senden. Mittels der WiFi/Bluetooth Schnittstelle ist es möglich die Kamera über die Sony Imaging Mobile Edge App fernzusteuern. Wie das funktioniert habe ich hier aufgeschrieben. (Link)
GPS
Ein internes GPS Modul besitzt die Kamera leider nicht. Jedoch ist es möglich sich über die Bluetooth Schnittstelle mit einem Smartphone zu verbinden und von diesem die Standortinformationen in die Metadaten der Bilder zu speichern. Wie das funktioniert habe ich hier aufgeschrieben. (Link)
Fazit:
Die Sony A7 III war für mich zum einen der Blick über den Canon Tellerrand, zum anderen der Weg zu einer neuen Technologie. Zunächst hat es sich angefühlt wie ein Sprung ins kalte Wasser. Jedoch konnte ich mich recht schnell mit der neuen Technologie anfreunden. Der Verkäufer im Fachhandel riet mir, ich solle einfach machen, das wird dann schon. Und so war es auch. Die Umgewöhnung auf Sony und eine Systemkamera war wirklich schmerzlos. Nachdem ich die ersten Bilder geschossen hatte war ich natürlich sehr gespannt, wie sich diese dann am Computer verarbeiten lassen. Und hier wurde ich wirklich überrascht, denn ich hätte nicht gedacht, dass die RAW Files so viele Reserven in der Bearbeitung bieten. Natürlich muss ich gestehen, dass ich mit der 5D Mark2, aus einem anderen Kamerazeitalter komme und natürlich jeglicher Vergleich zu dieser Kamera nicht wirklich fair ist. Aber wer hat schon das Budget sich bei jeder neuen Kamerageneration mit einer neuen Kamera einzudecken. Ich habe das zumindest nicht. Sony hat mit der A7 III die Preislatte bei den Vollformat Kameras ganz schön gedrückt. Mit einem Listenpreis von 2.299 € startet die Kamera bedeutend günstiger in dieser Kategorie als die japanische Konkurrenz.
Von den Filmfunktionalitäten hat mich die Kamera überzeugt. Das 4K Bild sowie die Zeitlupenaufnahmen finde ich für meine Anforderungen mehr als ausreichend. Mit dem Gehäuse der Kamera muss ich mich noch anfreunden. Der Griff sowie die klapprigen Deckel der Anschlüsse haben mich leider etwas enttäuscht. Hier ist es mir schleierhaft, warum man nicht diese letzte Gehäuse Schwachstelle ebenfalls dichtet. Schade, dass Sony hier nicht konsequent das Dichtungskonzept durchgezogen hat. Ebenfalls sollte man bedenken, dass bei einem Kamerawechsel, auch u. U. größere Bilddateien verarbeitet und gespeichert werden müssen. Waren es bei der 5D Mark2 noch ungefähr 25 MB, so sind die RAW Files der Sony mit ca. 50 MB pro Bild doppelt so groß. Für mich ist das kein Problem, jedoch ist auch das wieder mit einer Investition verbunden.
Leider zeigt sich auch auf, dass mit der Verwendung eines Adapters und Fremdherstellerobjektiven definitiv nicht der volle Funktionsumfang gewährleistet ist. Das spiegelt sich vor allem beim Autofokus wieder. Der Autofokus ist im Fotomodus inkl. Adapter wirklich schnell und treffsicher. Im Videomodus ist er leider nicht wirklich so gut wie erwartet. Hierzu kann Sony jedoch nichts – ich könnte ja auch einfach native Sony Objektive verwenden. Warum mache ich das eigentlich nicht? Dazu gibt es für mich zwei gute Gründe. Zum einen bin ich mit meinen Objektiven mehr als zufrieden, zum anderen sind mir die Sony Linsen in gleicher Qualität einfach zu teuer. Aber warum kaufte ich mir denn die Sony und keine neue Canon Kamera? Ich muss zugeben, dass ich das gerne getan hätte. Aber derzeit gibt es für mich leider keine bezahlbare Canon Kamera, die mir die technischen Möglichkeiten bietet wie eben die Sony A7 III. Für mich bietet die A7 III im Vollformatsektor derzeit das beste Preis-/Leistungspaket. Leider nicht ganz ohne Kompromisse, sofern man auf sein Altglas nicht verzichten möchte. Die Sony A7 III hat viele Stärken und leider auch einige Schwächen. Der starke Fotoautofokus, der super Dynamikumfang, das sehr gute Lowlight Verhalten stehen u.a. dem Banding bei Kunstlicht, dem unvollendeten Dichtungskonzept, dem schlechten Video Autofokus mit adaptierten Objektiven gegenüber. Diese Gegenüberstellung könnte man um viele weitere Punkte ergänzen. Hier muss einfach jeder selbst entscheiden welche Funktionen der Kamera die eigenen Anforderungen am ehesten erfüllen. Meine Wunsch-Kamera, die alle meine Anforderungen erfüllt, gibt es derzeit leider nicht.
Wer weiß was die Kamera Hersteller als nächstes auf den Markt werfen. Vielleicht gibt es bald wieder etwas neues, so dass ich auf alle Fälle weiterhin die Augen offen halte.
Einen Langzeiterfahrungsbericht nach zwei Jahren intensiver Nutzung der Sony A7 III findet ihr hier (Link)
Habt ihr Fragen zur Sony A7 III oder Ergänzungen zu meinem Erfahrungsbericht? Dann zögert nicht diese in einem Kommentar zu verfassen.
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